Herkunft, Mythologie, Beobachtungshinweise
zusammengestellt von E.-Günter Bröckels
1 Der Name
Das hier beschriebene Sternbild ist an einem sternlichtschwachen Teil des südlichen Sternenhimmels eingegliedert worden. Sein Dasein unter den Sternen verdankt es dem Einfallsreichtum des französischen Astronomen Nicolas Louis de La Caille, welcher auf diese Weise bedeutende Erfindungen seiner Zeit auf seinen 1752 bis 1756 gefertigten Karten des südlichen Sternenhimmels verewigte. Welche ungeheure Bedeutung gerade dieses Instrument für die Menschheit erlangen sollte, konnte er nur erahnen.
Angefangen hatte alles damit, dass ein holländischer Brillenschleifer aus Middelburg namens Hans Lippershey, oder eines seiner Kinder, per Zufall herausfand, dass zwei in einem bestimmten Abstand hintereinander in die Sichtlinie zu einem dahinter befindlichen Gegenstand gebrachte Linsen einen Vergrößerungseffekt auslösten. Am 25. September 1608 wurde von Lippershey für eine entsprechende Apparatur ein niederländisches Patent beantragt.
Zacharias Janssen (Sacharias Joanidis), ein griechischstämmiger, fähiger Optiker und Hausierer, ebenfalls aus Middelburg, reiste als Hausierer viel, betrieb in Amsterdam eine Firma, die jedoch in Konkurs ging und war auch bekannt als Fälscher von Kupfer-, Gold- und Silbermünzen. Dadurch kam er öfter mit dem Gesetz in Konflikt und wurde auch verurteilt. Dieser Mann erfragte / beantragte im Oktober 1608 in den Niederlanden ebenfalls ein Patent für eine optische Vergrößerungsapparatur.
Kurze Zeit später wurde von Jacob Metius (echter Name Jacob Adriaansz), einem niederländischen Linsenschleifer und Instrumentenbauer, Anspruch auf das beantragte Patent erhoben. Lippershey demonstrierte seine Erfindung vor Moritz von Oranien, Graf von Nassau-Dillenburg und Kapitän-General der Vereinigten Land- und Seestreitkräfte, in Den Haag. Trotzdem erlangten weder er noch Janssen noch Metius ein Patent, da das Gerät zu einfach und zu leicht zu kopieren sei.
Janssen verkaufte seine Apparaturen als Mikroskope noch im gleichen Jahr auf einer Messe in Paris. Das erste Mikroskop Janssens war ein einfaches Rohr mit Linsen am Ende. Die Vergrößerung reichte von drei- bis neunmal.
Und so kam 1609 der italienische Astronom Galileo Galilei in den Besitz eines solchen Geräts, welches er zu einem der ersten leistungsfähigen Teleskope entwickelte. Noch 1609 kam Galileo Galilei mit einem von ihm selbst entworfenen und vom Instrumentenbauer nach seinen Plänen angefertigten Teleskop an die Öffentlichkeit.
Zacharias Janssens 1611 geborener Sohn, Johannes Zachariassen, sollte später unter Eid schwören, dass Hans Lippershey die Idee seines Vaters für das Teleskop gestohlen habe.
Nach Zacharias Janssen sind der Mondkrater Jansen und der Exoplanet Janssen benannt.
Ein Mikroskop (griechisch μικρός mikrós „klein“; σκοπεῖν skopeín „betrachten“) ist ein Gerät, das es erlaubt, Objekte stark vergrößert anzusehen oder bildlich darzustellen. Dabei handelt es sich meist um Objekte bzw. die Struktur von Objekten, deren Größe unterhalb des Auflösungsvermögens des menschlichen Auges liegt. Eine Technik, die ein Mikroskop einsetzt, wird als Mikroskopie bezeichnet. Mikroskope sind heute ein wichtiges, unverzichtbares Hilfsmittel in der Biologie, Medizin und den Materialwissenschaften. Die physikalischen Prinzipien, die für den Vergrößerungseffekt ausgenutzt werden, können sehr unterschiedlicher Natur sein. Die älteste bekannte Mikroskopietechnik ist die Lichtmikroskopie, die durch die Brillenschleifer oder Linsenmacher Hans und Zacharias Janssen aus den Niederlanden entwickelt wurde und bei der ein Objekt durch zwei oder mehr Glaslinsen beobachtet wird. Anfang des 17. Jahrhunderts erhielt das mit Objektiv und Okular ausgestattete Mikroskop in Anlehnung an das Wort „Teleskop“ seinen Namen. Die physikalisch maximal mögliche Auflösung eines klassischen Lichtmikroskops ist von der Wellenlänge des verwendeten Lichts abhängig und auf bestenfalls etwa 0,2 Mikrometer beschränkt. Diese Grenze wird als Abbe-Limit bezeichnet, da die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten Ende des 19. Jahrhunderts von Ernst Abbe beschrieben wurden. Mittlerweile sind jedoch einige Verfahren bekannt, mit denen diese Grenze überwunden werden kann.
2 Das Sternbild
Microscopium Genitiv: Microscopii Abk.: Mic dt.: Mikroskop
Zum Auffinden bedient man sich zweckmäßig des Sternbildes Steinbock. Sein südlichster Stern, ω Cap, ist zwar auch nur 4m11 hell, aber der hellste Stern in dieser Gegend und direkt an der Sternbildgrenze zum Mikroskop, dessen Grenzen ein Areal ohne Ein- und Ausbuchtungen von 210 Quadratgrad einschließen – nämlich in RA von 20h27m362 bis 21h28m10s und in Dec von -45°05´24“ bis hoch auf -27°27´35“. Im Sommer lassen sich vom südlichen Mitteleuropa ab dem 45sten Breitengrad unterhalb des Steinbocks die nördlichsten Teile des Mikroskops erahnen bzw. bei exzellenter Horizontsicht beobachten. Seine Nachbarn sind von Nord im Uhrzeigersinn (auch Sonnenlauf) Capricornus, Sagittarius, Telescopium, Indus, Grus und Piscis Austrinus.
2.1 Die Sterne
α Mic ist ein schon in mittleren Amateurteleskopen auflösbarer Doppelstern. Seine Gesamthelligkeit ist 4m9 und strahlt aus 380 Lichtjahren Entfernung. Die Hauptkomponente variiert von 4m88 nach 4m94 und ist ein gelber Riesenstern mit dem Spektrum eines G8III-Typen, der im Abstand von 20,6“ von einem 10m0 hellen Stern begleitet wird. Seine Position ist α 20h49m58,1s / δ -33°46´47“.
β Mic ist mit 6m06 für das bloße Auge nicht mehr sichtbar.
γ Mic gehört als gelber Riese der Spektralklasse G8III an, ist 4m67 hell und 224 Lichtjahre von uns entfernt. Er hat im Abstand von 26“ einen nur 13m7 lichtschwachen sichtbaren Begleiter CCDM J21013-3215B auf der Position 94°. Wahrscheinlich ist dieser nicht gravitativ an Gamma Microscopii gebunden. γ Mic gehörte ursprünglich zum östlichen Nachbarn unter der damaligen Bezeichnung 1 Piscis Austrini. Die Pekuliargeschwindigkeit relativ zu seinen Nachbarsternen ist 1.2 km/s, daher wird er zur Ursa-Major-Bewegungsgruppe gezählt. Rückwärtsrechnungen haben ergeben das Gamma Microscopii vor etwa 3,8 Millionen Jahren das Sonnensystem in einer Entfernung von etwa 6 Lichtjahren passiert hat. Er müsste damals eine scheinbare Helligkeit von -3 gehabt haben und wäre damit heller als Sirius heute gewesen.
θ1 Mic besteht aus zwei Sternen mit den Helligkeiten 4m7 und 8m6, die sich in 2,8“ Abstand umkreisen und ihr Licht über eine Entfernung von ca. 200 Lichtjahren zu uns senden. Theta 1 steht im südwestlichen Sternbildareal auf der Position α 21h20m45,6s / δ -40°48´34,5“. Die Hauptkomponente ist ein A7-Spektraltyp dessen Licht zwischen 4m77 und 4m87 in 2,125 Tagen variiert und viele Metalllinien im Spektrum aufweist.
θ2 Mic ist ein engerer Doppelstern. Hier umkreisen sich ein 6m3- und ein 7m0-Stern im Abstand von nur 0,7“. Ihr Licht braucht bis zu uns 470 Jahre.
ε Mic ist 4m71 hell, steht in 165 Lichtjahren Entfernung und gehört der Spektralklasse A0V an.
AU Mic ist ein 12 Millionen Jahre alter roter Zwerg in 33 Lichtjahren Entfernung, der unregelmäßige Helligkeitsausbrüche zeigt. Er besitzt eine ausgedehnte Staub- und Trümmerscheibe, in der neuesten Forschungen zufolge eine Planetenentstehung vermutet wird.
2.2 Deep-Sky-Objekte
NGC 6923 ist eine mit 12m2 leuchtende Spiralgalaxie, mit ersten Anzeichen zur Umwandlung in eine Balkenspiralgalaxie, in einer Entfernung von 130 Millionen Lichtjahren. Sie wurde im Juli 1834 von Wilhelm Herschel entdeckt.
NGC 6925 steht 3,7° nord-nordwestlich von α Microscopii und scheint mit 11m3 von der Position α 20h34m20,5s / δ -31°58´51,2“. Sie zeigt sich uns von ihrer schrägen Seite mit einer Winkelausdehnung von 3,1´x 1,12´. Sie gehört dem Typ SA(s)bc an, steht in einer Entfernung von etwa 127 Millionen Lichtjahren und wurde im Juli 1834 von Wilhelm Herschel entdeckt.
In dieser Galaxie leuchtete im Juli 2011 eine von Stu Parker aus Neuseeland entdeckte Supernova auf. Diese erhielt die Bezeichnung SN2011ei.
Im Sternbild Mikroskop stehen mehrere Galaxienhaufen, unter anderen Abell 3695, die aber nur den Großteleskopen zugänglich sind. (Der Abell-Katalog (engl.: Abell catalog of rich clusters of galaxies) ist ein Katalog von über 4000 Galaxienhaufen.)
2.3 Sonstiges
Literaturhinweise:
- dtv-Atlas zur Astronomie J. Herrmann
- Schlüsseldaten Astronomie Harenberg
- Internet Wikipedia div. Autoren
- Internet Kuuke´s Sterrenbeelden Kuuke
- Sternbilder von A – Z A. Rükl
Quellenangaben der Abbildungen:
- Bild 01: Urania‘s Mirror, Plate 24, graviert von Sidney Hall
- Bild 02: Museum optischer Instrumente, ww.musoptin.com
- Bild 03: IAU und Sky & Telescope
- Bild 04: The Carnegie-Irvine Galaxy Survey
- Bild 05: The Carnegie-Irvine Galaxy Survey
Die Serie der Sternbildbeschreibungen wird fortgesetzt.