Bericht in den Lübecker Nachrichten vom 17. März 2015
Spezialbrillen für die Sonnenfinsternis am Freitag sind kaum noch zu bekommen. Fans bereiten Fotoapparate und Teleskope vor.
Vor sein Fernrohr hat Uwe Freitag eine spezielle Folie gespannt, damit er gefahrlos Fotos von der Sonnenfinsternis machen kann. © Lutz Roeßler
Lübeck. Die Vorfreude ist Uwe Freitag anzumerken. Mit drei Kameras, zwei Fernrohren mit Brennweiten von 750 und 1300 Millimetern und Sonnenschutzfolie wird sich der Lübecker am Freitag auf die Suche nach dem perfekten Ort begeben, um die Sonnenfinsternis fotografisch festzuhalten. „Ich werde mich nach dem Wetter richten und mir einen Platz suchen, wo ich das Spektakel von Anfang bis Ende verfolgen kann“, sagt der 50-Jährige, der sich für das Ereignis extra Urlaub genommen hat. „Wahrscheinlich geht es an die Ostseeküste nach Fehmarn oder noch nördlicher bis nach Flensburg.“
Auch bei der Sternwarte Lübeck fiebern die Mitarbeiter dem Naturschauspiel entgegen. „Wir erwarten einen großen Ansturm“, sagt Felicitas Rose vom Arbeitskreis Sternfreunde Lübeck, dem Trägerverein der Sternwarte. Sieben Schulklassen hätten sich bereits angemeldet, zudem rechne sie mit rund 300 weiteren Besuchern. Zusätzlich zu dem Haupt-Fernrohr auf dem Dach wird ein mobiles Dobson-Teleskop im Einsatz sein. „Wir freuen uns schon sehr“, sagt Rose. „Denn so eine partielle Sonnenfinsternis kommt nicht jeden Tag vor.“
Mona Pache, Augenärztin in der Augen-Praxisklinik Lübeck, warnt jedoch davor, das Spektakel ohne den passenden Schutz anzuschauen. „Eine Sonnenfinsternis-Brille muss sein“, sagt sie. „Sonst drohen Schäden in der Netzhautmitte und damit eine dauerhafte Sehverschlechterung, die nicht heilbar ist.“ Sie rät, darauf zu achten, dass die Brille eine CE-Kennzeichnung aufweist. „Bei alten Modellen sollte vor dem Tragen geprüft werden, dass sie nicht zerkratzt sind.“
Allerdings wird es schwierig, bis Freitag noch eine solche Spezialbrille zu bekommen. Denn bei vielen Optikern im Norden sind sie bereits ausverkauft oder wurden gar nicht erst ins Sortiment aufgenommen. „Wir hatten einige auf Lager, aber die sind inzwischen alle weg“, sagt Christina Hullerum, Mitarbeiterin beim Optiker Colibri in der Lübecker Innenstadt. „Neue bekommen wir nicht mehr rein.“ Auch bei Optiker Bode sind sie ausverkauft — und das in allen Filialen. „Es wurde überraschend viel nachgefragt, deshalb haben wir vergangene Woche noch einmal nachbestellt“, sagt Augenoptikerin Julia Pehlgrim. „Noch am selben Tag waren sie wieder vergriffen. Nun bekommen wir keine mehr nach.“
Zwischen 9.37 und 11.56 Uhr schiebt sich der Mond am Freitag über Lübeck zwischen Sonne und Erde. Ihren Höhepunkt erreicht die Sonnenfinsternis um 10.47 Uhr, dann sind 78,3 Prozent der Sonne verdeckt. Im Norden Ostholsteins ist es eine Minute später so weit, im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg eine Minute früher.
Voraussetzung ist aber, dass das Wetter mitspielt. „Bei uns drücken alle die Daumen, dass wir einen klaren Himmel bekommen“, sagt Felicitas Rose. Und das ist auch nötig, denn laut Meteorologen soll es Freitag eine Wetterverschlechterung geben. „Es bezieht von Nordwesten her, und am Abend regnet es“, sagt Claudia Kahl vom Dienst „Wetterwelt“. Wolkenlücken seien aber möglich. Kahl: „Im Raum Lübeck und im Kreis Herzogtum Lauenburg sind die Chancen am größten, die Sonnenfinsternis zu sehen.“
Termine
Die Sternwarte Lübeck ist am Freitag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Die Besucher können durch das Haupt-Fernrohr auf dem Dach schauen oder ein mobiles Dobson-Teleskop nutzen. Einige Vereinsmitglieder werden ihre eigenen Fernrohre mitbringen. Zudem werden SoFi-Brillen verkauft. Am Sonnabend feiert die Sternwarte von 15 bis 23 Uhr Tag der offenen Tür. Es gibt Kurzvorträge, auch können Modelle angeschaut werden.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 17.03.2015
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Vorfreude-auf-das-Himmels-Schauspiel